Kuba wählte seine 12 589 ehrenamtlichen Delegierten auf kommunaler Ebene

Am 19. April 2015 fanden in Kuba die Kommunalwahlen statt. In über 24‘600 Wahllokalen der 12‘589 Wahlbezirken wurde abgestimmt. Jeder stimmberechtigte Kubaner ab 16 Jahren durfte seine Stimme an einen, in seinem Wahlbezirk nominierten, Kandidaten abgeben. Die Wahlen waren geheim und freiwillig, können jedoch grundsätzlich als Bürgerpflicht angesehen werden. In jedem Wahllokal standen Kabinen für das anonyme Ausfüllen der Wahlzettel bereit. Anschliessend wird der Zettel in die, symbolisch von zwei Schülern bewachte, Urne geworfen.

Wahllokal in Havanna - mit Wahlkabinen und Urne
Wahllokal in Havanna – mit Wahlkabinen und Wahlurne

Eine Neuigkeit für die Wahlen 2015 war, dass jeder der Wähler mit einer Unterschrift seine Wahlabgabe bestätigen musste. Außerdem wurden Studenten als Wahlbeobachter eingesetzt. Für internationale Berichterstattung sorgte dieses Jahr jedoch vor allem der Umstand, dass unter den mehr als 27.000 Kandidaten in 168 Municipios (Gemeinden), zwei Oppositionelle zur Wahl antraten. Beide scheiterten jedoch und lagen in ihren Municipios auf dem Dritten sowie dem Vierten und damit letzten Plätzen. Während die internationale Presse nach Erklärungen ringte, räumte der oppositionelle Kandidat Hildebrand Chaviano (65) ein: „Die Wahl war sauber. Die Leute wollen keinen Wandel.“

Millionen Kubaner können dieses Statement wohl insofern bestätigen, dass sie den Sozialismus bewahren und perfektionieren wollen, statt sich zurück in ein Vorrevolutionäres Kuba zu katapultieren. „Heute bekräftigen und verteidigen wir den Sozialismus, den wir aufbauen“, sagte dann auch Mercedes López Acea, Mitglied des Politbüros, Vizepräsidentin des Staatsrates und Erste Sekretärin der Partei in Havanna, nachdem sie am frühen Morgen im Stadtteil Atabey des Stadtbezirks Playa von ihrem Wahlrecht Gebrauch machte.

(kubainfos)

Quelle: "http://www.granma.cu/elecciones-en-cuba-2015/2015-04-20/mas-de-siete-millones-de-cubanos-ejercieron-su-derecho-al-voto"
Quelle: „http://www.granma.cu/“

Interessanter „live vor Ort“ Erlebnisbericht eines deutschen Studenten zu den Wahlen: https://berichteaushavanna.wordpress.com/2015/04/20/demokratie-in-einer-Diktatur/

2 Gedanken zu “Kuba wählte seine 12 589 ehrenamtlichen Delegierten auf kommunaler Ebene

  1. Engelhardt 21. April 2015 / 9:39

    Hallo ihr, ich freue mich immer über sachliche und informative Berichte über Kuba, deren Menschen und deren Alltag. Es ist eine ganz andere Kultur und Kuba hat eben auch eine besonders leidvolle koloniale und postkoloniale Geschichte. Der heutige Kuba kann im Westen schwer verstanden werden. Es fehlen dazu vollkommen die Hintergründe. Ganz zu schweigen von Kenntnissen über den besonderen politischen Weg. Das trifft aber glaube ich auf die meisten Länder Lateinamerikas zu.
    Ich kann nicht schreiben, aber ich kann euch sagen was ich mir zu lesen wünsche. Deshalb möchte ich euch das mitteilen. Ich finde es nicht gut das schwierige und die Alltagskämpfe der Kubaner nur den Formulierungen der Dissidenten bzw. kurz gesagt Miami zu überlassen. Nicht weil es nicht auch wahr ist, sondern weil es eben meistens ohne Kontext dargestellt wird. Und das genau führt zu diesem nuancenlosem Bild was viele Menschen von Kuba haben. Euer Bericht zu den Wahlen z.B. lässt einiges weg. Das finde ich schade, weil es nicht schädlich ist, etwas genauer darzustellen. Zum Beispiel lässt es weg, das die kubanischen Menschen keine Erfahrung damit haben, das sich sog. Dissidenten zur Wahl aufstellen lassen. Ich weiß gar nicht wie sie ihre Vorstellungen verbreitet haben. Wie sie in Kontakt mit den Menschen kamen. Was für eine Plattform sie nutzen konnten. Hatten sie ein Forum wo es zu Diskussionen kam. Ich bestreite damit nicht den demokratischen Wahlvorgang. Ich wünsche mir nur auch mehr unaufgeregte Sachlichkeit wenn es um die Kritiker oder Dissidenten oder was auch immer in Kuba geht. Auch wenn diese in der Minderheit in Kuba und vielleicht polemisch ,oder eben nur ich würde sagen typisch „kubanischdramatisch“ sind. Eben weil sie international sehr Aufmerksamkeit bekommen. . mir ist natürlich klar, das da Dollars und Organisationen dahinter sind. Aber sie bekommen eben Aufmerksamkeit. Und sie treffen auch manchmal wunde Punkte. Ich hoffe ich konnte rüberbringen was ich meine.

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    • kubainfos 21. April 2015 / 11:13

      Vielen Dank für deinen Input „Engelhardt“. Was du schreibst ist alles richtig und es ist unser Ziel, das heutige Kuba dem „Westen“ verständlicher zu machen und vor allem auch Infos verbreiten, die hier meist ungehört bleiben. Zum Thema Wahlen und Demokratie in Kuba, könnte und müsste man noch sehr viel schreiben. Dieser kleine Artikel wird dem sicher nicht gerecht und soll das Thema, auf Grund der Aktualität, nur kurz anschneiden.

      Ich kann dir sicher noch diesen Artikel empfehlen: https://kubainfos.wordpress.com/2015/04/17/der-propagandakrieg-der-usa-und-die-kubanische-zivilgesellschaft/
      Hier wird auf einige deiner Punkte eingegangen. Ausserdem werden wir bald noch ein Interview zum den Bedeutungen der Wahlen mit einer jungen Kubanerin publizieren.

      Ansonsten empfehlen wir das „Demokratie“ Spezial von deutschen Studenten die für eine Zeitlang in Havanna studieren und sehr interessante Erfahrungsberichte veröffentlichen: https://berichteaushavanna.wordpress.com/

      Solche Feedbacks wie deines ist enorm wichtig. Sie machen es für uns Kubaner, aber auch für Europäer, die sich schon lange mit Kuba befassen, fassbarer und verständlicher, wo noch Informationsbedarf herrscht. Jederzeit gerne wieder!

      Liebe Grüsse

      Kubainfos-Team

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